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Opernprogramm Saison 2017/2018


 

 

 


 

 

So 26.11. 17
Sa 30.12. 17
Do 25.1. 18
Fr 16.2. 18
So 25.3. 18
Do 12.4. 18
Do 17.5. 18






 

19:00
16:30
19:00
19:00
19:00
19:00
19:00






Die Entführung aus dem Serail
Die kleine Meerjungfrau - Little Mermaid
Eugen Onegin
Fidelio
Macbeth
Manon
La Favorite

 

So 26.11. 19:00

 

Die Entführung aus dem Serail

Oper in drei Akten von W.A. Mozart (1756 - 1791)
Opéra de Paris 2014

Dirigent: Philippe Jordan
Inszenierung: Zabou Breitman
Konstanze: Erin Morley
Belmonte: Bernard Richter
Pedrillo: Paul Schweinester
Osim: Lars Woldt
Konstanze: Anna Prohaska

Weit von hier, tief in der Türkei, liegt am Meer das prächtige Landhaus des Bassa Selim, eines vornehmen Herrn mit grossem Gefolge. Er ist einst selbst als Fremder aus fernem Land hierher gekommen und vom Christentum zum Islam übergetreten. Eine türkische Fusstruppe stellt seine Palastwache, und der einfältige Osmin ist eine Art Hausmeister.
Ausserdem leben hier drei Fremdlinge, die der Bassa sich als Sklaven gekauft hat. Die beiden Engländerinnen Konstanze, eine feine Dame, und ihr Mädchen Blonde sowie deren Freund Pedrillo. Ihr Schiff war von Piraten überfallen und ausgeraubt worden.
Seitdem die drei im Palast sind, bemüht sich der Bassa Konstanzes Liebe zu gewinnen. Blondchen schenkte er dem Osmin, der mit ihr jedoch überhaupt nicht fertig wird. Und Pedrillo hat sich immerhin so weit beim Bassa einschmeicheln können, dass er als Gärtner beschäftigt wird. Einer seiner Briefe ist nun endlich in die Hände Belmontes gelangt. Dieser vornehme Spanier ist der Geliebte Konstanzes; er war damals beim Überfall mit auf dem Schiff und konnte den Piraten als einziger entkommen. Nun hat er sich voll neuer Hoffnungen mit einem Schiff auf den Weg gemacht, um seine Freunde aus der Sklaverei zu befreien.

 

Wenn eine Mozart-Oper funktioniert, verliert man jedes Gefühl für Zeit und Raum; man vergisst, dass man in einem Opernhaus sitzt, man weiss nicht, ob man lachen oder weinen soll. Sogar erfahrene Kritiker verlieren ihre Fähigkeit, zu evaluieren, werden von der Musik in eine andere Sphäre versetzt.

Regisseur Zabou Breitman und Bühnenbildner Jean-Marc Stehlé siedeln die Oper am Ende der Ära des Stummfilms der 1920er Jahre an: vom Beginn der
Ouvertüre an sehen wir Projektionen und Texteinblendungen, die uns in dieser Zeit und dieser Ästhetik verankern. So wie Mozarts Musik nicht wirklich türkisch ist, sondern eine westliche Vorstellung von türkischer Musik, so ist Breitman und Stehlés Ort der Handlung hier ein türkischer Harem, wie man ihn sich vielleicht in Rudolf Valentinos “Der Scheich” vorgestellt hat. Die Inszenierung ist glamourös, mit viel Extravaganz und einem Auge fürs Detail. Selims Palast ist eine wahre Pracht.
Das Orchester der Pariser Oper gibt dem Publikum ganz genau, was man für den vollen Mozart-Transzendenz-Effekt braucht: Leichtigkeit, weiche Phrasierungen, subtile Variation in Tempo und Dynamik. Ihre Interpretation ist technisch absolut goldrichtig: ausgezeichnetes Zusammenspiel, einwandfreie Intonation – eine beinahe makellose Orchesterleistung.

Alle fünf Hauptrollen sind hier vertrackt schwierig. Erin Morley singt eine klangreine, filigrane Konstanze. Bernard Richter als Belmonte gibt uns ein warmes Timbre. Paul Schweinester liefert sehr gute Komik als sein Diener Pedrillo, während Lars Woldt einen Osmin zum Geniessen singt, mit grossem Bass.
Ihnen allen jedoch stiehlt Anna Prohaska als Kostanzes englische Gespielin Blondchen die Schau. Sie porträtiert Blondchens nüchterne Lebhaftigkeit und bewegt sich wundervoll, sowohl im Schauspiel als auch, wenn sie gerufen wird, um zu tanzen.

Die Entführung aus dem Serail aus der Opéra de Paris bietet einen absolut magischen Opernabend, den man nicht verpassen sollte.

David Karlin, bachtrack

 

 

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So 30.12. 16:30

 

Die kleine Meerjungfrau - Littel Mermaid

Lera Auerbach (geb. 1973)
nach einem Märchen von Hans Christian Andersen

San Francisco Opera Orchestra
San Francisco Ballett

Choreografie: John Neumeier
Die kleine Meerjungfrau: Yuan Yuan Tan
Der Poet: Lloyd Riggins
Der Prinz: Tiit Helimets
Die Prinzessin: Sarah van Patten
Die Meereshexe: Davit Karapetyan

Inhalt

Die kleine Meerjungfrau ist die jüngste und anmutigste der sechs Töchter des Meerkönigs. Sie hat, wie alle Meermenschen, keine Füsse, sondern einen Fischschwanz. Sie besitzt als einzige die Marmorstatue eines Jünglings, welche im Meer versunken ist.
Durch Erzählungen von der Oberfläche weckt ihre Grossmutter weiter die Sehnsucht nach der Menschenwelt. Mit fünfzehn Jahren dürfen die Töchter nachts hinauf und am Strand liegen – die älteren Schwestern erzählen ihr Wunderdinge von der lärmenden beleuchteten Stadt, den Vögeln, dem Sonnenuntergang, Kindern und Eisbergen. Als sie endlich selbst das Alter erreicht, steigt sie empor und beobachtet die Matrosen auf einem Schiff – am besten gefällt ihr aber der Prinz mit den dunklen Augen, der gerade seinen sechzehnten Geburtstag feiert. Als das Schiff wegen eines Sturms sinkt, erinnert sich die Meerjungfrau, dass Menschen nur tot auf den Meeresgrund gelangen können, und bringt den Prinzen an den Strand.

Das Märchenballett kreierte John Neumeier mit dem Königlich Dänischen Ballett zur Feier des 200. Geburtstages des dänischen Dichters Hans Christian Andersen.
Neumeier schuf eine moderne doch auch zeitlose Interpretation der kleinen Meerjungfrau – ein dramatisches Märchenszenario, das in zwei gegensätzlichen Welten spielt. Die schlichte Unterwasserwelt der Meereswesen bildet einen gewaltigen Kontrast zum pompösen Leben der Menschen auf dem trockenen Land. Die zentrale Figur der Meerjungfrau reist durch beide Welten und erträgt in ihrer bedingungslosen Liebe zum Prinzen endloses Leid – durch ihre eigene Stärke findet sie am Ende Erlösung. Das Ballett unterstreicht die Parallelen des Märchens zu Hans Christian Andersens eigener Biographie.

Lera Auerbach komponierte die Musik für grosses
Orchester zu diesem Ballett.

«Die kleine Meerjungfrau» gehört zu den besten Werken des Choreografen.
(Hamburger Morgenpost)

«Neumeiers Platz in der Welt des Balletts ist genauso einzigartig wie seine Interpretation dieser Geschichte.» (San Francisco Chronicle )

 


 

 

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Do 25.1. 19:00

 

Eugen Onegin

Oper in drei Akten von Pyotr Illyich Tchaikovsky
(1840 - 1893)

Salzburger Festspiele 2007

Dirigent: Daniel Barenboim
Director: Andrea Breth
Wiener Philharmoniker

Mit
Eugen Onegin: Peter Mattei
Tatiana: Anna Samuil
Olga: Ekaterina Gubanova
Lenski: Joseph Kaiser
Gremin: Ferruccio Furlanetto

Auf den ersten Blick verliebt sich die nur in den Liebesgeschichten ihrer Romane lebende Tatjana in Onegin, einen verwöhnten, herablassend auftretenden Intellektuellen. Noch in der Nacht darauf schreibt sie Onegin einen schwärmerischen Brief, in dem sie ihm ihre Liebe gesteht und ihr Schicksal in seine Hände legt. Kühl weist Onegin sie ab – er sei für die Ehe nicht geschaffen. Als Onegin auf einem Ball mit Tatjanas Schwester Olga flirtet, fordert ihn sein Freund Lenski, der Olga liebt, zum Duell. Onegin erschiesst Lenski.
Jahre danach treffen sich Tatjana und Onegin wieder. Tatjana ist nun die Ehefrau des reichen Fürsten Gremin. Onegins überschwängliches Liebesbekenntnis kommt zu spät.

?Tschaikowski wurde von der Opernsängerin Elizaveta Lavrovskaya auf die Idee gebracht, Alexander Puschkins populären Versroman "Eugen Onegin" in eine Oper zu verarbeiten, war aber nicht von Anfang überzeugt. Letztlich entschied er sich dann aber doch dafür und erstellte gemeinsam mit Konstantin Schilowski das Libretto. Das Ergebnis war eine episodische Erzählform, die nicht aus einer durchgängigen Geschichte, sondern vielmehr einer Abfolge von Höhepunkten aus dem Leben Onegins besteht. Der Komponist setzte als Untertitel "Lyrische Szenen". Aufgrund dieser unkonventionellen Opernform war Pjotr Iljitsch Tschaikowski nicht sicher, ob das Publikum sein Werk schätzen würde und überliess die Erstaufführung Studenten des Moskauer Konservatoriums. 1881 folgte schliesslich die erste Aufführung vor grösserem Publikum im Moskauer Bolschoi Theater - ein grosser Erfolg, der dann ab 1884 im St. Petersburger Mariinski Theater den Weg zum Standardwerk in Russland fand. In Europa dauerte es etwas, aber Antonin Dvorak äusserte sich begeistert und unter Gustav Mahler fand 1892 in Hamburg eine umjubelte Erstaufführung statt. Mittlerweile ist "Eugen Onegin" aus dem Opernrepertoire nicht mehr wegzudenken.

 

 

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Fr 16.2. 19:00

 

Fidelio

Oper in zwei Akten von Ludwing van Beethoven
(1770 - 1827)

Salzburger Festspiele 2015

Dirigent: Franz Welser-Möst
Inszenierung: Claus Guth
Wiener Philharmoniker

Mit
Florestan: Jonas Kaufmann
Leonore: Adrianne Pieczonka
Pizarro: Tomasz Konieczny

Inhalt

Florestan wird von Don Pizarro, der sich vor kompromittierenden Enthüllungen Florestans fürchtet, widerrechtlich in Kerkerhaft gefangengehalten. Florestans Frau Leonore schleust sich unter dem Namen Fidelio als Bursche verkleidet beim Kerkermeister Rocco ein. Roccos Tochter Marzelline verliebt sich in Fidelio, wobei sie ihren Bräutigam Jaquino vernachlässigt. Fidelio nutzt Roccos Vertrauen aus, um mit ihm den Kerker zu besuchen. Dieser macht jedoch zur Bedingung, dass Fidelio nicht zu einem besonders gehüteten Gefangenen gehen darf. Leonore ahnt, dass es sich dabei um ihren Gatten handelt.
Pizarro erscheint zur Inspektion, weil er erfahren hat, dass der Minister zur Untersuchung des Kerkers erscheinen will, und stellt deshalb Wachen auf. Er kann Florestan nun nicht mehr am Leben lassen, da der Minister diesen sonst entdecken würde. Deshalb befiehlt er Rocco, Florestan zu töten. Dieser lehnt ab, kommt jedoch nicht umhin, ein Grab für Florestan zu schaufeln, wobei er sich von Fidelio helfen lässt. Angstvolle Unruhe breitet sich in Leonore aus. Sie bittet Rocco darum, dass die Gefangenen ans Tageslicht gelassen werden, erkennt ihren Gatten unter diesen jedoch nicht. Pizarro ist verärgert über Roccos Eigenmächtigkeit.

Florestan hat eine Fiebervision, in der er Leonore, einem Engel gleich, zu sehen glaubt. Leonore bittet Rocco, dem Gefangenen Wein und Brot geben zu dürfen; sie erkennt dabei ihren Gatten, er sie aber nicht. Als Pizarro erscheint, stellt Florestan ihn – den Urheber seiner Leiden – zur Rede. Pizarro, mit einem Dolch in der Hand, geht auf Florestan zu. Da wirft sich Fidelio zwischen die beiden, zieht eine Pistole und bedroht Pizarro. Gerade in diesem Moment kündigt Trompetenschall die Ankunft des Ministers an. Pizarro will fliehen. Florestan und Leonore sinken einander in die Arme. Der Minister tritt auf und erkennt in Pizarros Gefangenem seinen Freund Florestan. Die Kerker werden geöffnet; alle Gefangenen sind frei. Leonore und Florestan werden durch den Chor hoch gelobt.

Kritik

Ausschnitt aus einer Kritik des Kölner Stadtanzeigers:
“Dass Beethovens revolutionärer Geist aber dennoch weht im Grossen Festspielhaus, ist einzig Franz Welser-Möst und den Wiener Philharmonikern zu danken. Welser-Möst hatte vorab bereits selbstbewusst zu Protokoll gegeben, „Fidelio“ sei ja gar keine Oper, sondern „Musik mit einer Handlung“. So denkt der „Fidelio“ denn auch konsequent symphonisch, das grandiose Orchester dominiert den Abend, und das Drama findet nur in der Musik statt.
Beglaubigt durch einen exemplarischen Einspruch kurz vor Schluss. Wenn nämlich nach dem Duett „O namenlose Freude!“ plötzlich der Vorhang fällt und Welser-Möst die 3. Leonoren-Ouvertüre anstimmt und einen derartig emphatischen Furor entfacht, dass danach ein wahrer Beifallssturm losbricht.
Beim Schlussapplaus wird folgerichtig der Graben gefeiert, die Sänger ernten freundliche Zustimmung, Buh-Orkane gabs hingegen fürs Regie-Team.”

 

 

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So 25.3. 19:00

 

Macbeth

Oper in vier Akten von Giuseppe Verdi
(1813 - 1901)

Gran Teatre del Liceu, Barcelona

Dirigent: Giampaolo Bisanti
Inszenierung: Christof Loy
Choreographie: Thomas Wilhelm

Mit
Macbeth: Ludovic Tézier
Lady Macbeth: Martina Serafin
Banquo: Vitalij Kowaljow
Macduff: Saimir Pirgu
Malcolm: Albert Casals
Doktor: David Sánchez
Diener, Mörder: Marc Canturri

 

Schottland im frühen Mittelalter: Die Feldherren Macbeth und Banquo treffen auf eine Gruppe geheimnisvoller Hexen, die ihnen Grosses prophezeien: Macbeth werde nach einer steilen Karriere König, Banquo aber Vater von Königen. In der Folge entwickelt sich Macbeth zum Tyrannen, sein Teil der Prophezeiung scheint sich zu erfüllen. Macbeths Frau rät, dem Schicksal etwas nachzuhelfen und den derzeitigen König Duncan zu töten. Auch Banquo muss sterben, es kommt zur Auflösung der gesamten staatlichen Ordnung. Als der Adlige Macduff Verdacht schöpft, lässt Macbeth kurzerhand auch dessen gesamte Familie ermorden. Aber das Ende naht: Duncans Sohn Malcolm und Macduff ziehen mit einem englischen Herr gegen Macbeth, der in der Schlacht bei Birnam unter Macduffs Schwert fällt. Lady Macbeth hat in der Zwischenzeit, dem Wahnsinn verfallen, Selbstmord begangen.

Kritik

Das Dirigat von Giampaolo Bisanti ist geprägt von stimmigen Tempi und einem spannungsgeladenen Orchesterklang. Lediglich das Ende des 1. Aktes, einem der Höhepunkte dieser Oper, hätte noch etwas mehr Innenspannung vertragen können. Der Stimme Martina Serafins fehlt es an Schmelz. Die Stimme klingt angeraut und etwas hohl, hier stellt sich für den Verfasser die Frage, war dieses gewollt, oder hören wir hier schon die ersten Verschleisserscheinungen und die Sängerin versucht aus ihrer vokalen Not eine Tugend zu machen. Der eher lyrische Bariton Ludovic Tézier versteht es in der Rolle des Macbeth, auch in den dramatischen Szenen, zu überzeugen. Saimir Pirgu ist als Macduff einer der Höhepunkte dieser Produktion, ein guter Stimmsitz sorgt hier für eine überzeugende Rollenausdeutung. Im Grossen und Ganzen eine interessante, durchaus hörenswerte Produktion.

 

 

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Do 12.4. 19:00

 

Manon

Oper in fünf Akten von Jules Massenet


(1842 - 1912)

Staatsoper Unter den Linden
Berlin 2007

Dirigent: Daniel Barenboim
Inszenierung: Vincent Paterson

Mit
Manon: Anna Netrebko
Des Grieux: Rolando Villazón

Nach dem Tod seiner Geliebten Manon hat sich der Chevalier Des Grieux zurückgezogen und kümmert sich nur noch um sein Mündel Jean, der langsam zu einem Mann heranwächst. Verbittert von seinen eigenen Erfahrungen, will Chevalier Des Grieux ihn von der Liebe fernhalten. Doch Jean verliebt sich in Aurore, das mittellose Mündel seines Freundes Tiberge. Diese sieht der Geliebten von Des Grieux sehr ähnlich. Tiberge versucht seinen Freund davon zu überzeugen, die junge Liebe zu erlauben.

Aurore und Jean versuchen ihre Liebe zu verbergen, doch bei einem Kussversuch Jeans fällt das Porträt von Manon herunter und die beiden sind ganz erstaunt ob der Ähnlichkeit. Es kommt zu einer Auseinandersetzung: Aurore wird von Tiberge weggerufen und Des Grieux versucht Jean zu maßregeln. Doch Aurore kommt wieder, in der gleichen Kleidung, in der Manon Des Grieux in Amiens kennen gelernt hatte. Es stellt sich heraus, dass Aurore die Tochter von Lescaut, dem Bruder von Manon, ist und damit die Nichte von Manon. Des Grieux stimmt nun einer Hochzeit zu.

Kritik

Vincent Paterson aus der Zunft jener Regisseure, die ihren Geschmack mit Videoclips bewiesen haben, verwandelt Manon in eine öffentliche Frau, die beim Lieben und Sterben auf der Bühne von Scheinwerfern umstellt wird wie Anna Netrebko im Leben.
Während einer neckischen Kissenschlacht legt Des Grieux das Briefchen, in dem er seinem Vater von seiner neuen Liebe schreibt, zwischen ihre gespreizten Beine. Sie führt hauchzarte Satinwäsche vor, die nicht verbergen kann, wenn es ihr kühl wird; und wenn sie dem „petite table“, an dem sie mit Des Grieux von der Liebe geträumt hat, „adieu“ sagt, legt sie sich zurück, lässt den Morgenrock auseinanderklaffen und reckt ihre Beine, als würde jeden Moment der Postmann zweimal klingeln. Im Spielsalon des Hotels Transsilvanien reibt sie sich an einer phallischen Peepshow-Stange und wackelt dabei mit dem Po.

Welche Anbiederung. Und welcher Missbrauch zweier Sänger, deren ausserordentliche Talente vergeudet werden. Beide sind, um es paradox zu sagen, stimmlich grossartig, stilistisch und idiomatisch aber völlig falsch. Der kühl-gleissende Sopran Anna Netrebkos hat inzwischen Spinto-Qualitäten, die den Soloszenen Manons mit all ihren zarten Facetten - Zerbrechlichkeit, Sensibilität, Lebenslust, Sinnlichkeit - nicht mehr entsprechen.

Jürgen Kesting, Frankfurter Allgemeine Zeitung

 

 

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Do 17.5. 19:00

 

La Favorite

Oper in vier Akten von Caetano Donizetti
(1797 - 1848)

Staatsoper München 2017

Dirigent: Karel Mark Chichon
Inszenierung: Amélie Niermeyer

Mit
Léonor de Guzman: El?na Garan?a
Leonors Liebhaber: Matthew Polenzani König Alphonse: Mariusz Kwiecie?

La Favorite

1. Akt
Fernando ist Novize im Kloster und soll nach seiner Ausbildung der Nachfolger von Prior Balthasar werden. Im Klostergarten trifft er zufällig Leonor und verliebt sich in sie. Seine Liebe wird erwidert, und er entschliesst sich, das Kloster zu verlassen. Fernando bespricht sich mit Prior Balthasar und will sich zur Armee melden.

2. Akt
Fernando zeichnet sich im Kampf gegen die Mauren aus und wird zum Offizier befördert. Als Papst Johannes XXII. König Alfons XI. mit Exkommunikation bedroht, wendet dieser sich von seiner Mätresse Leonor ab und gibt sie Fernando zur Frau. Leonor will Fernando durch einen Brief aufklären, dass sie die Favoritin (Mätresse) seines Königs gewesen ist, doch ihre Botin Ines wird von Don Gasparo arretiert, damit die Nachricht die Hochzeit nicht gefährden kann. Somit erfährt Fernando erst nach seiner Vermählung von Leonors Rolle.

3. Akt
Im Audienzsaal treffen Fernando und König Alfons XI. aufeinander. Fernando zerbricht seinen Degen und wirft ihn dem König vor die Füsse. Nun kommt Leonor dazu. Der König zieht sich zurück, und Fernando verlässt ebenfalls den Saal. Leonor steht traurig am Fenster.

4. Akt
Fernando erreicht das Kloster und lässt sich beim Prior melden. Er tritt wieder ins Kloster ein und will so schnell wie möglich sein Gelübde ablegen. Leonor ist ihrem Ehemann nachgereist, kommt aber zu spät. Sie erreicht das Kloster, als in der Kirche eine Messe gefeiert wird. Sie muss warten, bis die Messfeier zu Ende ist; doch während dieser heiligen Messe hat Fernando bereits sein Ordensgelübde geleistet.

Kritik

In der Summe ist bei der Belcanto-Oper „La Favorite“ in München allerdings die Abwesenheit des Belcantos zu bedauern: Chichon dirigiert rhythmisch sehr präzise, legt schon im Vorspiel effektvoll das theatralische Potenzial der Partitur bloss, und so kommt es, dass sogar der quicke, zu viel Differenzierung fähige Tenor Matthew Polenzani immer wieder auf die Tube drückt, um sich neben dem Orchester zu behaupten. Heraus kommt: glänzendes Metall.
Eine Szene indes ist wundervoll, weil sie die Wahrnehmungsrichtung originell umkehrt: Wortlos sitzen der König und seine Favoritin da, und wir sehen, wie das (hier nicht gezeigte) Ballett auf beide wirkt, wie die Lichtwechsel der imaginären Bühne die Gesichter der Figuren beleuchten, wie die unsichtbaren Bilder schliesslich den König vom Sitz und aus den Armen der Geliebten reissen. Eine feine, gebrochene Lichtspielszene – toll!

 

 

 

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